1000 Byte = 1024 Byte oder wie groß ist ein Kilobyte wirklich ?

Immer wieder wundern sich die stolzen Festplattenbesitzer, daß das Betriebssystem weniger Speicherplatz anzeigt wie laut Festplattenaufschrift eigentlich "drin" sein müßte.
Prinzipiell gesehen haben eigentlich beide richtig gerechnet - nur hat jeder eben andere Rechenregeln...

International ist ein "Kilo" (k) mit dem Faktor 1000 gleichgesetzt (103), da allgemein im Dezimalsystem gerechnet wird.
In der IT-Technik dagegen ist nicht das Dezimal-System die Grundlage des Rechnens, sondern das Binär-System. Deshalb wird hier normalerweise der Faktor 1024 (210) zum Rechnen benutzt.

Während der Unterschied bei einem Kilobyte "nur" 24 Byte beträgt, sind es bei einem Gigabyte schon fast 74 Millionen Byte!
Deshalb hatte man sich eine besondere Schreibweise des Kilobyte (bzw. der Abkürzung) ausgedacht:
KB / KByte = 1024 Byte und kB / kByte = 1000 Byte. Nur leider funktioniert das beim Megabyte nicht mehr (na gut, theoretisch schon - wer kauft sich schon einen Speicherriegel mit einem Milli-Byte ;-)

SI- und IT-Präfixe im Vergleich
Präfix
(SI)
Symbol
(SI)
BedeutungDifferenz
(SI)(IT)
kilok10321024 (=2,3%)
megaM10622048.576 (=4,6%)
gigaG10923073.741.824 (=6,9%)
teraT1012240~100 Milliarden (=9,1%)
petaP1015250~126 Billionen (=11,2%)
exaE1018260~153 Billiarden (=13,3%)

Um dem Ganzen zu entgehen wurde im Dezember 1999 auf Anregung des IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) von der IEC (International Electrotechnical Commission) mit dem "Amendment 2 to IEC International Standard IEC 60027-2: Letter symbols to be used in electrical technology - Part 2: Telecommunications and electronics" eine international verbindliche Regelung geschaffen, um die "1024er Bytes" zu kennzeichnen.
Seit November 2000 ist der ehemalige Zusatz fest in die IEC 60027-2 integriert worden.

Um dies zu erreichen werden andere Vorsilben (Prefix) benutzt: Kibi (Ki), Mebi (Mi), Gibi (Gi) etc.
Diese Kürzel wurden aus "Kilo Binary", "Mega Binary", "Giga Binary" gebildet.
Ein Kilobyte (kB) umfasst damit 1000 Byte, ein KibiByte (KiB) dagegen 1024 Byte.

Hier eine Tabelle über die gebräuchlichsten Präfixe:

SI-Präfixe für binäre Einheiten
Präfix
(SI)
SymbolBedeutungSI-Pendant (dezimal)Umrechnung
 bBit  
 BByte 8 b = 1 B
kibiKi210kilo (k)1 KiB = 1,02 kB
mebiMi220mega (M)1 MiB = 1,05 MB
gibiGi230giga (G)1 GiB = 1,07 GB
tebiTi240tera (T)1 TiB = 1,10 TB
pebiPi250peta (P)1 PiB = 1,13 PB
exbiEi260exa (E)1 EiB = 1,15 EB
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Rechenbeispiele zum Verständnis

Wir nehmen eine HD-Diskette mit 1,44MB.
Diese Disketten sind zweiseitig, auf jeder Seite der Diskette sind 80 Spuren mit jeweils 18 Sektoren zu je 512 Byte.
Ergibt: 2 [Seiten] x 80 [Spuren/Seite] x 18 [Sektoren/Spur] x 512 [Byte/Sektor] = 1.474.560 Byte.
1.474.560 Byte / 1024 = 1440 KiByte
1440 KiByte / 1024 = 1,406 MiByte (oder wie man allgemein sagt 1,406 MB) und nicht 1,44MB wie auf der Packung steht.

Auf 1,44 MB kommt man durch folgende wirre Rechnung:
1.474.560 Byte / 1024 = 1440 KiByte
1440 KiByte / 1000 = 1,440 MByte (oder sind es doch 1,44 MiByte oder 1,44 kiMByte ;-).
(Zum damaligen Zeitpunkt wurde eben einfach 1MB = 1024000 Byte angenommen, was auch immer sich dabei gedacht wurde...)

Unter Windows sieht das Ganze so aus: Eine leere Diskette wird dort mit 1.457.664 Byte (1,38MB) angezeigt (hier sind die Verwaltungssektoren der Diskette schon abgezogen!).
1.457.664 Byte / 1024 = 1423,5 KiByte
1423,5 KiByte / 1024 = 1,39 MiByte (naja, Windows konnte noch nie richtig rechnen ;-)

Eine immer wieder gestellte Frage ist, warum denn die Größe der Festplatten nicht stimmen.
Angenommen sei eine Festplatte, die vom Hersteller mit 120,0 GB angegeben wird.
Das wären also:
120,0 GByte * 1000 = 120.000 MByte
120.000 MByte * 1000 = 120.000.000 kByte
120.000.000 kByte * 1000 = 120.000.000.000 Byte
Angezeigt werden aber:
120.000.000.000 Byte / 1024 = 117187500 KiByte
117187500 KiByte / 1024 = 114440,92 MiByte
114440,92 MiByte / 1024 = 111,76 GiByte
In anderen Branchen würde man von einer Mogelpackung reden...

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Schlußbemerkungen

Die Hersteller könnten sich jetzt zurücklehnen und sagen "wir haben also schon immer richtig gerechnet" (da ja die Angaben mit MB / GB gemacht wurden und nicht mit MiB / GiB).
Jeder mag davon halten was er will, aber so richtig wird das Ganze weder von der Fachpresse, den Herstellern und erst gar nicht von den Anwendern (die wahrscheinlich größtenteils noch nie was von kibi bzw. KiByte gehört haben) angenommen.
Die meisten Praktiker weigern sich die neuen Bezeichnungen anzunehmen.
Ausspruch eines IT-Praktikers: "So ein Quatsch kann ja bloß von Elektrikern kommen (Anm.: gemeint ist die IEC). Wenn sie 'ne ISO draus machen können wir noch mal drüber nachdenken".
Dell-Pressesprecher Bill Robbins soll "Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?" geantwortet haben, als man ihn mit den neuen Einheiten konfrontierte.
Der Autor des "Large Disk HOWTO für Linux", Andries Brouwer ergibt sich eher widerwillig seinem Schiksal (eigentlich nur, weil man damit eindeutiger ist) und bringt es so auf den Punkt: "Für unsere Zwecke ist es nur wichtig zu wissen, dass ein Megabyte genau 1.000.000 Byte hat. Wer einen anderen Wert beschreiben will, muss eben andere Bezeichnungen und Akronyme verwenden."
Der bekannte Algorithmen-Papst Don Knuth lehnt die "lächerlich klingenden Bezeichnungen" ab und präsentiert gleich einen Gegenvorschlag: Man solle doch lieber von "large" Kilo-, Mega- oder Gigabyte sprechen und das Präfix zur Erkennbarkeit schlicht verdoppeln: Large giga-, tera-, peta-, exa-, zetta- und yottabytes sind dann GGB, TTB, PPB, EEB, ZZB und YYB und signalisieren durch die Verdopplung nicht nur die Größe, sondern auch den binären Kontext.

Noch ein Wort von mir zum Schluss: Jetzt wissen wir auch warum das Y2k-Problem im Jahr 2000 nicht aufgetreten ist. Nach meiner Rechnung tritt es ja erst 2048 auf - na dann haben wir ja noch ein paar Jahre Zeit ;-)

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